Die große Überraschung gleich zu Beginn: Kaninchen gehören nicht zu den Nagetieren. Zwar besitzen sie wie Nagetiere charakteristische Zähne zum Nagen, der Unterschied zu den Nagetieren besteht aber darin, dass Kaninchen zusätzliche, kleine Zähne hinter den Schneidezähnen im Oberkiefer besitzen, die sogenannten Stiftzähne. Und diese Stiftzähne besitzen Nagetiere wiederum nicht. Kaninchen gehören vielmehr zur Ordnung der Hasentiere, auch Hasenartige genannt, zu denen – wie der Name schon vermuten lässt – neben Kaninchen auch Hasen gezählt werden. Weil Kaninchen oft (fälschlicherweise, wie wir jetzt wissen) mit Nagetieren gleichgesetzt werden, stellen wir sie jetzt einfach hier nach den Nagetieren vor.
- Merkmale und Charaktereigenschaften des Kaninchens
- Artgerechte Haltung des Kaninchens
- Pflege und Gesundheit des Kaninchens
- Kosten für Kaninchen
Merkmale und Charaktereigenschaften des Kaninchens
Hohe Lebenserwartung
Hauskaninchen werden durchschnittlich 10 – 12 Jahre alt. Das ist ein sehr langer Zeitraum, in dem man die Verantwortung für das Tier hat. Die Anschaffung muss deshalb gut durchdacht sein.
Kaninchen sind sehr sensibel
Kaninchen sind Fluchttiere und deshalb sehr sensibel und feinfühlig. Die Langohren sollten darum nicht in einem Haushalt gehalten werden, in dem man sie wie Kuscheltiere behandelt. Die Tiere sind empfindlich, schreckhaft und anfällig für Stress. Sie dürfen nicht ständig hochgehoben und herumgetragen werden, das bedeutet für das Tier nämlich nur Anstrengung und Quälerei. Wenn das Kaninchen ständigem Trubel ausgesetzt ist und nicht zur Ruhe kommt, kann es schnell krank werden. Ideal wäre deshalb eine ruhige Umgebung, in der es sich viel bewegen kann.
Zutraulichkeit
Ob und wie zutraulich bzw. zahm das Kaninchen wird, ist von Tier zu Tier unterschiedlich und kommt auf die individuelle Wesensart des Tieres an. Einige Kaninchen lieben es zu kuscheln, andere wiederum zeigen eher ein aggressives Verhalten.
Kaninchen müssen mit Artgenossen gehalten werden
Die Langohren sind sehr gesellige und soziale Wesen. Sie fühlen sich nur in Gesellschaft von Artgenossen wohl, weshalb auch nur die Haltung von mindestens zwei Kaninchen artgerecht ist. Das muss einem von Anfang an bewusst sein.
Kaninchen sind dämmerungsaktiv
Aktiv werden Kaninchen in der Dämmerung. Tagsüber sind die Tiere meist eher ruhig, abends und morgens hingegen haben sie ihren natürlichen Bewegungsdrang, dem man als Halter gerecht werden muss.
Artgerechte Haltung des Kaninchens
Als Halter muss man den artspezifischen Bedürfnissen der Kaninchen unbedingt gerecht werden. Für eine artgerechte Haltung müssen die folgenden Punkte eingehalten werden:
Gruppenhaltung
Kaninchen müssen unbedingt als Gruppe mit Artgenossen gehalten werden. Das bedeutet also, dass man mindestens zwei Tiere anschaffen muss. Sie fühlen sich nur in Gesellschaft weiterer Kaninchen wohl, eine Einzelhaltung ist nicht artgerecht. Ein Kaninchen, das einzeln gehalten wird, vereinsamt sehr schnell. Es braucht unbedingt die Gesellschaft von Artgenossen der gleichen Art, weshalb man ein Kaninchen auch z. B. nicht mit einem Meerschweinchen halten sollte. Das Kaninchen könnte sein natürliches Sozialverhalten in diesem Fall nämlich nicht ausleben, das funktioniert nur, wenn es mit mindestens einem weiteren Kaninchen zusammenlebt und mit diesem kommunizieren kann.
Haltungsart
Ein Kaninchen will sich bewegen! Die Tiere haben einen extremen Bewegungsdrang und brauchen sehr viel Auslauf. Kaninchen dürfen auf keinen Fall ausschließlich im Käfig gehalten werden, das wäre absolut gegen die Natur des Kaninchens. Es muss dafür gesorgt werden, dass sich die Tiere bestenfalls im Garten in einem großen Gehege oder in der Wohnung gefahrlos bewegen können. Man unterscheidet zwischen Außenhaltung und Wohnungshaltung. In beiden Fällen müssen die Kaninchen die Möglichkeit haben sich auszutoben, da sie sonst verhaltensauffällig und krank werden können. Ein Kaninchen muss ausgelastet sein.
Bei der Außenhaltung werden die Tiere außerhalb der Wohnung, bevorzugt im Garten, in einem Kaninchenstall oder großen Gehege gehalten, in dem sie sich ausreichend bewegen und herumtollen können. Auch der Balkon bietet sich für ein Gehege an. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass das Gehege gegen sämtliche Witterungen geschützt ist, außerdem ist es wichtig, dass keine natürlichen Feinde des Kaninchens hinein gelangen können, das Gehege also nach außen hin geschützt ist. Es sollte abwechslungsreich gestaltet sein, damit den Langohren, die von Natur aus sehr neugierig sind, nicht langweilig wird und sie so immer wieder etwas Neues zu entdecken haben. Tolle Dekorationen für ein Kaninchengehege wie beispielsweise Tunnel, Höhlen und Häuschen kannst Du Dir hier ansehen. +++
Wird das Tier in der Wohnung gehalten, muss man auch hier dafür sorgen, dass dem Kaninchen ein großes Gehege zur Verfügung steht und es sich zusätzlich in der Wohnung frei bewegen kann. Wichtig ist, dass die Wohnung „kaninchensicher“ ist und man alle Gefahrenquellen beseitigt, also beispielsweise keine Kabel oder Kleinteile offen herumliegen lässt, die das Kaninchen anknabbern oder verschlucken könnte, wenn es auf Erkundungstour geht. Auch Pflanzen, die teilweise giftig für das Tier sind, müssen außer Reichweite des Kaninchens sein. Die Langohren sind neugierig und haben alles, was sie nicht kennen, zum Fressen gern.
Ausstattung des Geheges
In jedes Gehege gehören eine Heuraufe mit frischem Heu sowie Wasser- und Fressnäpfe, Holzhäuschen zum Zurückziehen, Verstecken und Schlafen, Einstreu und eine Kaninchentoilette, die man allesamt täglich reinigen muss. Auch kaninchengeeignete Äste zum Anknabbern erfreuen den kleinen pelzigen Freund und tragen außerdem zur Stärkung und Pflege der Zähne bei.
Gestaltung des Geheges
Das Gehege muss für das Kaninchen zudem interessant gestaltet sein. Hierfür bieten sich Stellen zum Buddeln und Graben (z. B. eine Kiste mit Sand), Tunnel- und Höhlensysteme oder Spielzeuge wie diese hier an +++ , mit denen sich die Tiere beschäftigen können.
Intelligenzspielzeuge
Kaninchen sind intelligente Tiere, die auch geistig gefordert werden wollen. Sogenannte interaktive Intelligenzspielzeuge für die Langohren machen nicht nur dem Tier Spaß, auch dem Mensch bereitet es Freude, dem kleinen Kameraden dabei zuzusehen, wie er es schafft an die Leckerlies zu kommen. Wie solche Spielzeuge aussehen, erfährst Du hier. +++
Pflege und Gesundheit des Kaninchens
Damit Dein Kaninchen gesund bleibt, muss es gepflegt werden. Die Hygiene spielt eine wichtige Rolle.
Reinigung des Geheges und der Ausstattung
Dazu gehört die regelmäßige Reinigung des Käfigs bzw. Geheges und das Säubern sämtlicher Behältnisse für Futter und Wasser und der Kaninchentoilette. Auch die Köttel – die eventuell überall in der Wohnung verteilt sind, je nachdem wo sich das Tier aufhält – muss man entfernen.
Fellpflege
Bei Rassen mit längerem Fell empfiehlt es sich, regelmäßig zu kontrollieren, ob sich Verfilzungen bzw. kleine Knäuel gebildet oder sich unerwünschte Plagegeister wie Parasiten eingenistet haben. Die Tiere sollten vorsichtig gebürstet werden. Bei Kaninchen mit kurzem Fell sind Verfilzungen in der Regel kein Problem, sicherheitshalber sollte man das Fell aber hin und wieder trotzdem mal kontrollieren.
Kontrolle der Zähne und Krallen
Wichtig ist außerdem die Kontrolle von Zähnen und Krallen. Normalerweise schleifen sich die Zähne durch das Kauen auf natürliche Weise ab. Dennoch sollte man die Beißerchen in regelmäßigen Abständen daraufhin kontrollieren, ob sie nicht zu lang sind oder andere Auffälligkeiten wie beispielsweise Mundgeruch vorhanden sind. Auch wenn das Tier nicht mehr frisst, kann das ein Hinweis auf Probleme mit den Zähnen sein. In solch einem Fall muss man unbedingt einen Tierarzt aufsuchen. Die Krallen des Tieres nutzen sich ebenfalls auf natürliche Art ab. Trotzdem kann es vorkommen, dass sie ab und zu gestutzt werden müssen. Das kann man zwar selbst zu Hause machen, wenn man damit jedoch noch keine Erfahrung hat, sollte man dies den Tierarzt machen lassen.
Gesundheit
Kaninchen sind sehr anfällig für Krankheiten. Es ist deshalb wichtig, das Tier jeden Tag genau zu beobachten. Zeigt es ein untypisches oder seltsames Verhalten oder ist es apathisch, muss man auf jeden Fall den Tierarzt zu Rate ziehen. Kaninchen neigen unter anderem zu Zahnproblemen und Beschwerden des Magen-Darm-Traktes. Du solltest darum unbedingt mit Deinem Tierarzt Rücksprache halten, welches Futter sich für Deine Kaninchen individuell am besten eignet und verträglich ist.
Regelmäßige Besuche beim Tierarzt
Tierarztbesuche stehen ebenfalls regelmäßig auf dem Programm. Das Tier sollte in regelmäßigen Abständen durchgecheckt werden, manche Krankheiten erkennt man als Laie nämlich gar nicht auf Anhieb als solche. Ein wichtiges Thema, über das man sich frühzeitig Gedanken machen sollte, ist die Kastration. Kaninchen sind sehr fruchtbare Tiere! Aufgrund der Gruppenhaltung sollte man in jedem Fall die Rammler unbedingt kastrieren lassen, wenn man nicht züchten oder unerwünschten Nachwuchs haben möchte.
Kosten für Kaninchen
Die Haltung von Kaninchen ist mit finanziellen Ausgaben verbunden. Du solltest die folgenden Kosten einkalkulieren:
Anschaffungskosten
Die Kosten für den Kauf der Kaninchen liegen bei ca. 30 € – 50 €. Der Preis richtet sich unter anderem danach, woher man die Tiere bezieht (Tierheim, Züchter, Zoofachgeschäft) und für welche Rasse man sich entscheidet. Es handelt sich um einmalige Kosten.
Grundausstattung
Die Kaninchen benötigen ein großes Gehege. In jedes Gehege gehören Heuraufen, Futternäpfe und Wasserspender, Schlafplätze wie beispielsweise Holzhäuschen, eine Toilette und natürlich Spielzeug und Dekoration wie Tunnel oder Höhlen. Sinnvoll ist auch die Anschaffung einer Transportbox, wenn z. B. ein Besuch beim Tierarzt ansteht. Die Kosten für die Ausstattung variieren, je nachdem für welches Gehege man sich entscheidet und wie luxuriös die Ausstattung sein soll. Man sollte auf jeden Fall darauf achten, dass das Gehege groß genug für die Langohren ist und sie genügend Platz zum Austoben haben. Das darf dann auch mal ein bisschen mehr kosten. Es muss mit Kosten von mindestens 200 € aufwärts gerechnet werden. Alles, was Du zur Grundausstattung für Dein Kaninchengehege benötigst, findest Du hier +++ oder im Zoofachhandel. Das ein oder andere nutzt sich mit der Zeit ab und muss deshalb nachgekauft werden.
Laufende Kosten
Dazu zählen die Ausgaben für Futter und Einstreu. Hier sollte man bitte auf eine gute Qualität achten und ca. 40 € – 50 € pro Monat einplanen.
Tierarztkosten
Kaninchen sind sehr krankheitsanfällig, sodass ein Besuch beim Tierarzt manchmal unbedingt notwendig ist. Regelmäßige Kontrollen sollten unbedingt eingeplant werden, als Nicht-Fachmann erkennt man Krankheiten bei Kaninchen manchmal nämlich nicht sofort. Zudem sind regelmäßige Impfungen notwendig. Die Kosten richten sich danach, wie oft das Tier zum Tierarzt muss und welche Behandlung notwendig ist. In jedem Fall sollte man Geld für Tierarztbesuche auf die Seite legen. Sollte eine komplizierte Operation nötig sein, kann diese mehrere hundert Euro kosten.
Ein Besuch beim Tierarzt kann auch notwendig sein, wenn die Krallen geschnitten werden müssen oder wenn eine Kastration ansteht. Die Kosten für eine Kastration richten sich nach den Umständen des Einzelfalls und liegen bei ca. 30 € – 70 €. Bitte sprich mit Deinem Tierarzt frühzeitig über dieses wichtige Thema.